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Dienstag, 16. Oktober 2012

Khutbah - Die Beziehung zwischen den Werten und der Zufriedenheit


Khuthah vom Juli 2012 in der Mannheimer und Heidelberger Moschee





Der Nachdenkende über die menschlichen Aktivitäten kommt zum Ergebnis, dass jeder Mensch die Zufriedenheit sucht und sie in ihrem Herzen realisieren will.

Jede menschliche Aktivität setzt sich aus dem Willen und der Fähigkeit zusammen. Der Wille besteht aus dem Wissen und die Kraft zieht den Menschen zur Tat. Es gibt zwei Arten der Fähigkeit – eine allgemeine Fähigkeit, die den Menschen aktiv sein lässt und eine Fähigkeit, die man braucht, um eine Tat durchzuführen, z. B. ich rede jetzt mit euch – und dies ist eine Tat. Es bedeutet, dass ich mit euch reden möchte, ich tue es freiwillig und ALLAHhat in mir eine Fähigkeit geschaffen, um mit euch zu reden. Ohne die Fähigkeit und den Willen könnte ich nicht reden.

Der Mensch sucht die Zufriedenheit. Sie ist die Kraft, die ihn zur Tat zieht. Aber nicht jeder erreicht die Zufriedenheit, denn entweder das Wissen ist nicht ausreichend, nicht authentisch oder die Zufriedenheit bezieht sich auf einen Wert, der endlich ist.

Wir unterscheiden zwei Arten der Werte:

  • Werte, die sich auf ALLAHund Seine Religion beziehen und alles, was darunter fällt und
  • Werte, die sich auf das Material beziehen.

Die Werte unterscheiden die Menschen und ihre Zufriedenheit. Wir merken, dass auch Tiere Werte haben. Wenn wir einer Katze die Wahl geben zwischen Brot und Käse, sie wird den Käse wählen. Und wenn wir ihr die Wahl geben zwischen Käse und Fleisch – sie nimmt das Fleisch. Dies zeigt, dass die Katze Wertstufen hat.

Der Mensch, der das Material als seinen Wert annimmt, wird nie Zufriedenheit finden, denn seine Werte beziehen sich auf eine endliche Sache. Ein passendes Beispiel dafür ist die Tochter des griechischen Multimillionärs Onasis. Er besaß viele Inseln, Schiffe und heiratete die Witwe von J. F. Kennedy und gab ihr ein Vermögen, doch er heiratete sie nur auf dem Papier. Onasis starb und liess all seinen Besitz für seine 23jährige Tochter Christina. Seine Tochter war schön, jung und besass viel Geld – das vollkommene Material. Sie heiratete einen Griechen, von dem sie nach wenigen Monaten geschieden wurde. Danach heiratete sie einen Franzosen mit demselben Ausgang. Jetzt folgte die Heirat mit einem Amerikaner, aber auch diese Ehe hielt nicht lange. In der Zeit des Kommunismus verehelichte sie einen Russen und lebte mit ihm in einer kleinen Wohnung. Als sie die Presse nach dem Grund ihres einfachen Lebens fragte, antwortete sie: „Ich suche die Zufriedenheit.“ Später fand man sie tot an einem Strand in Argentinien.
Diese Frau suchte den schönen Sinn der Zufriedenheit, aber mit den falschen Werten.

Al Mu‘ min sucht natürlich auch die Zufriedenheit. Er weiß genau, dass ihn nur eine Brücke dorthin führt – die Brücke der schönen, sinnlichen Werte, wie al Iman, al `Ilm, Taqwah usw. Solche Werte können wir nicht mit dem Auge sehen. Es sind alles Sinne. Und Sinne sieht und spürt man nur mit dem Herz und dem Gehirn. Deshalb ist ihr Genuss tief und unterschiedlich.

Ich gebe euch ein Beispiel zum besseren Verständnis. Wenn jeder von euch eine Birne isst und ich frage euch nach dem Genuss der Birne – sicher findet jeder von euch denselben Genuss, weil die Birne materiell ist und wir sie mit den Augen erkennen und ihre Grenzen sehen. Das Mittel des Genusses ist die Zunge, auch sie können wir mit den Augen sehen und ihre Grenzen erkennen. Deshalb ist der Genuss von Dingen immer gleich.

Ein anderes Beispiel: Jeder von euch liest ein Buch und ich frage euch, wie habt ihr das Buch genossen? Die Antworten werden unterschiedlich sein und niemand kann den Genuss des Buches wörtlich begrenzen, weil wir die Sinne des Buches nicht mit den Augen sehen können und das Mittel des Genusses das Gehirn ist, welches wir nicht begrenzen können. Deshalb ist der Genuss des Wissens und andere Dinge, wie al Iman sehr tief und wohlschmeckend.

Ich gebe euch ein Beispiel eines Wissenschaftlers. Baqiy Ibn Makhlid al Andalusi, rahimahuLLAH, ist von Andalusienen (jetzt Spanien) bis nach Baghdad zu Fuß gelaufen, um Ibn Ahmed zu treffen und von ihm das Wissen zu nehmen. Er sagte über sich selbst: „Ich habe nie ein Pferd oder ein Kamel auf der Suche des Wissens benutzt. Ich bin stets zu Fuß gelaufen.“ Al Andalusi hat nur trockenes Brot auf seiner langen Reise von 12 Jahren gegessen.  

Lasst mich ein paar Worte über diesen Wissenschaftler sagen und lasst die Sinne in eure Herzen einfließen! Aber können wir wirklich beschreiben, was Baqiy Ibn Makhlid in seinem Herz hatte, während er nach Baghdad lief - die Liebe zum Wissen, die Liebe zu seinem Shaikh Imam Ahmed, rahimahuLLAH, die Sehnsucht nach seiner Frau und seinen Kindern, die Angst vor Dieben und wilden Tieren auf seinem Weg, die Hoffnung usw.? 

Nur ALLAH ta´ala und er selbst wissen, was er wirklich gefühlt hat. Dies sind die Werte, die Baqiy Ibn Makhlid zur Zufriedenheit geführt haben. Seine Werte waren nicht das Geld, die Häuser oder anderer Besitz – sein Wert war das Wissen und sein Wert war, der Ummah zu helfen…

Malik Ibn Dinar, rahimahuLLAH, war auf einer Reise zum Zweck des Wissens mit einem Begleiter. Sie bekamen unterwegs Hunger und Malik Ibn Dinar nahm trockenes Brot aus seiner Tasche, weichte es in Wasser ein und teilte es mit seinem Begleiter. Beim Essen des Brotes sagte er: „Wenn die Könige und ihre Söhne wüssten, welche Zufriedenheit wir leben, sie würden uns mit ihrem Schwert bekämpfen.“
SubhanaALLAH, er isst trockenes Brot und er ist arm und macht solch eine Aussage, die seine hohe Zufriedenheit zeigt und  seine Werte beziehen sich auf etwas unendliches.
 
Die gesamte Geschichte unserer Vorfahren enthält Beispiele zu diesem Thema.

Die Frage an euch lautet: „Was sind eure Werte?“ Wenn ihr allein seid, fragt euer Herz: „Oh mein Herz, welche Werte hast du?“ Und ihr werdet erkennen, ob ihr zufrieden seid oder nicht. Und lasst euch nicht durch euer Herz belügen.

SubhanakaALLAHUMMA wa bihmadik – ashadu an la ilaha illa ANT – astaghfiruka wa atubu ilaik

Mohammad Abu Fatima