Khuthah vom Juli 2012 in der Mannheimer und Heidelberger Moschee
Der
Nachdenkende über die menschlichen Aktivitäten kommt zum Ergebnis,
dass jeder Mensch die Zufriedenheit sucht und sie in ihrem Herzen
realisieren will.
Jede
menschliche Aktivität setzt sich aus dem Willen und der Fähigkeit
zusammen. Der Wille besteht aus dem Wissen und die Kraft zieht den
Menschen zur Tat. Es gibt zwei Arten der Fähigkeit – eine
allgemeine Fähigkeit, die den Menschen aktiv sein lässt und eine
Fähigkeit, die man braucht, um eine Tat durchzuführen, z. B. ich
rede jetzt mit euch – und dies ist eine Tat. Es bedeutet, dass ich
mit euch reden möchte, ich tue es freiwillig und ALLAHhat
in mir eine Fähigkeit geschaffen, um mit euch zu reden. Ohne die
Fähigkeit und den Willen könnte ich nicht reden.
Der
Mensch sucht die Zufriedenheit. Sie ist die Kraft, die ihn zur Tat
zieht. Aber nicht jeder erreicht die Zufriedenheit, denn entweder das
Wissen ist nicht ausreichend, nicht authentisch oder die
Zufriedenheit bezieht sich auf einen Wert, der endlich ist.
Wir
unterscheiden zwei Arten der Werte:
- Werte, die sich auf das Material beziehen.
Die
Werte unterscheiden die Menschen und ihre Zufriedenheit. Wir merken,
dass auch Tiere Werte haben. Wenn wir einer Katze die Wahl geben
zwischen Brot und Käse, sie wird den Käse wählen. Und wenn wir ihr
die Wahl geben zwischen Käse und Fleisch – sie nimmt das Fleisch.
Dies zeigt, dass die Katze Wertstufen hat.
Der
Mensch, der das Material als seinen Wert annimmt, wird nie
Zufriedenheit finden, denn seine Werte beziehen sich auf eine
endliche Sache. Ein passendes Beispiel dafür ist die Tochter des
griechischen Multimillionärs Onasis. Er besaß viele Inseln, Schiffe
und heiratete die Witwe von J. F. Kennedy und gab ihr ein Vermögen,
doch er heiratete sie nur auf dem Papier. Onasis starb und liess all
seinen Besitz für seine 23jährige Tochter Christina. Seine Tochter
war schön, jung und besass viel Geld – das vollkommene Material.
Sie heiratete einen Griechen, von dem sie nach wenigen Monaten
geschieden wurde. Danach heiratete sie einen Franzosen mit demselben
Ausgang. Jetzt folgte die Heirat mit einem Amerikaner, aber auch
diese Ehe hielt nicht lange. In der Zeit des Kommunismus verehelichte
sie einen Russen und lebte mit ihm in einer kleinen Wohnung. Als sie
die Presse nach dem Grund ihres einfachen Lebens fragte, antwortete
sie: „Ich suche die Zufriedenheit.“ Später fand man sie tot an
einem Strand in Argentinien.
Diese
Frau suchte den schönen Sinn der Zufriedenheit, aber mit den
falschen Werten.
Al
Mu‘ min sucht natürlich auch die Zufriedenheit. Er weiß genau,
dass ihn nur eine
Brücke dorthin führt – die Brücke der schönen, sinnlichen
Werte, wie al Iman, al `Ilm, Taqwah usw. Solche Werte können wir
nicht mit dem Auge sehen. Es sind alles Sinne. Und Sinne sieht und
spürt man nur mit dem Herz und dem Gehirn. Deshalb ist ihr Genuss
tief und unterschiedlich.
Ich
gebe euch ein Beispiel zum besseren Verständnis. Wenn jeder von euch
eine Birne isst und ich frage euch nach dem Genuss der Birne –
sicher findet jeder von euch denselben Genuss, weil die Birne
materiell ist und wir sie mit den Augen erkennen und ihre Grenzen
sehen. Das Mittel des Genusses ist die Zunge, auch sie können wir
mit den Augen sehen und ihre Grenzen erkennen. Deshalb ist der Genuss
von Dingen immer gleich.
Ein
anderes Beispiel: Jeder von euch liest ein Buch und ich frage euch,
wie habt ihr das Buch genossen? Die Antworten werden unterschiedlich
sein und niemand kann den Genuss des Buches wörtlich begrenzen, weil
wir die Sinne des Buches nicht mit den Augen sehen können und das
Mittel des Genusses das Gehirn ist, welches wir nicht begrenzen
können. Deshalb ist der Genuss des Wissens und andere Dinge, wie al
Iman sehr tief und wohlschmeckend.
Ich
gebe euch ein Beispiel eines Wissenschaftlers. Baqiy Ibn Makhlid al
Andalusi, rahimahuLLAH, ist von Andalusienen (jetzt Spanien) bis nach
Baghdad zu Fuß gelaufen, um Ibn Ahmed zu treffen und von ihm das
Wissen zu nehmen. Er sagte über sich selbst: „Ich habe nie ein
Pferd oder ein Kamel auf der Suche des Wissens benutzt. Ich bin stets
zu Fuß gelaufen.“ Al Andalusi hat nur trockenes Brot auf seiner
langen Reise von 12 Jahren gegessen.
Lasst mich ein paar Worte über diesen Wissenschaftler sagen und lasst die Sinne
in eure Herzen einfließen! Aber können wir wirklich beschreiben,
was Baqiy Ibn Makhlid in seinem Herz hatte, während er nach Baghdad
lief - die Liebe zum Wissen, die Liebe zu seinem Shaikh Imam Ahmed,
rahimahuLLAH, die Sehnsucht nach seiner Frau und seinen Kindern, die
Angst vor Dieben und wilden Tieren auf seinem Weg, die Hoffnung usw.?
Nur ALLAH ta´ala und er selbst wissen, was er wirklich gefühlt hat.
Dies sind die Werte, die Baqiy Ibn Makhlid zur Zufriedenheit geführt
haben. Seine Werte waren nicht das Geld, die Häuser oder anderer
Besitz – sein Wert war das Wissen und sein Wert war, der Ummah zu
helfen…
Malik
Ibn Dinar, rahimahuLLAH, war auf einer Reise zum Zweck des Wissens
mit einem Begleiter. Sie bekamen unterwegs Hunger und Malik Ibn Dinar
nahm trockenes Brot aus seiner Tasche, weichte es in Wasser ein und
teilte es mit seinem Begleiter. Beim Essen des Brotes sagte er: „Wenn
die Könige und ihre Söhne wüssten, welche Zufriedenheit wir leben,
sie würden uns mit ihrem Schwert bekämpfen.“
SubhanaALLAH, er isst trockenes Brot und er ist arm und macht solch eine
Aussage, die seine hohe Zufriedenheit zeigt und seine Werte beziehen sich auf etwas unendliches.
Die
gesamte Geschichte unserer Vorfahren enthält Beispiele zu diesem
Thema.
Die
Frage an euch lautet: „Was sind eure Werte?“ Wenn ihr allein
seid, fragt euer Herz: „Oh mein Herz, welche Werte hast du?“ Und ihr
werdet erkennen, ob ihr zufrieden seid oder nicht. Und lasst euch
nicht durch euer Herz belügen.
SubhanakaALLAHUMMA
wa bihmadik – ashadu an la ilaha illa ANT – astaghfiruka wa atubu
ilaik
Mohammad Abu Fatima
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen